Die Digitalveranstaltung „Finanzielle Beteiligung von Bürgerinnen, Bürgern und Kommunen – Erneuerbare Energien als nachhaltige Einkommensquelle” richtete sich an ein überregionales Publikum aus öffentlicher Verwaltung, Zivilgesellschaft und Politik. Die über 50 Teilnehmenden aus ganz Deutschland kamen überwiegend aus der öffentlichen Verwaltung, aber auch Vertreter aus der Zivilgesellschaft, der Politik und von Think-Tanks und Interessensverbänden waren anwesend. Das Ziel der Veranstaltung war es, Einblicke in die finanzielle Beteiligung an der Energiewende zu geben und die Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Umsetzung zu diskutieren.
Matthias Schilling, Bürgermeister der Gemeinde Uckerland in Brandenburg, stellte zu Beginn der Veranstaltung verschiedene Erneuerbare-Energien-Projekte aus der Gemeinde vor, bei denen die Bevölkerung vor Ort direkt profitiert. Besonders der Windspitzen-Wärmespeicher, bei dem überschüssige Energie aus den örtlichen Windrädern zur Warmwasseraufbereitung für 50 Haushalte genutzt wird, sorgte für hohes Interesse der Zuschauenden. Herr Schilling bezeichnete das Projekt als “Paradebeispiel dafür, wie man Bürgerinnen und Bürger von Kosten entlasten kann, durch regenerative Energieerzeugung”.
Jörg Dahlke, Vorstand der Bürgerenergiegenossenschaft Helionat eG in Sachsen-Anhalt, zeichnete die Entwicklung seiner Organisation nach und betonte die verhältnismäßig einfachen Wege, auch umfassende sechsstellige Investitionssummen durch gezielte Kommunikationsaktionen einzuwerben. Er hob hervor: “Die Bürgerenergie schafft echte Win-Win-Möglichkeiten. Es geht dabei nicht nur um den Klimawandel, sondern auch um relevante Wirtschaftsfaktoren und um eine Demokratisierung des Energiesystems.” Er machte jedoch deutlich, dass Kommunen und Zivilgesellschaft rasch handeln müssen, da zurzeit ein Wettbewerb um verfügbare Flächen stattfinde, bei dem oft große Energiekonzerne dominieren.
Dr. Steven Salecki vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung vermittelte im Anschluss an die Vorstellung der beiden Good-Practices im Rahmen des ersten Fachvortrags Grundlagenwissen zu verschiedenen Modellen der finanziellen Beteiligung, geordnet nach Art der Beteiligung und Intensität der Mitsprache. Mit Blick auf die Investitionsmöglichkeiten in Erneuerbare-Energien-Projekte für Bürgerinnen und Bürger sowie Kommunen betonte er: “Es gibt ein äußerst geringes investives Ausfallrisiko für PV- und Windprojekte. Das hat sogar das Bundesverfassungsgericht in einem seiner Urteile bestätigt”. Unter diesen Voraussetzungen seien im Einzelfall sogar entsprechende Investitionstätigkeiten von Kommunen in Haushaltssicherung argumentativ vertretbar. Dr. Salecki ermutigte die Zuschauenden zur Proaktivität und empfahl zentrale, regionale Akteure wie Landesenergieagenturen und Regionalplanungen einzubinden.
Sebastian Goldhorn, Vorstand des gemeinnützigen Vereins KlimaKommune e.V., teilte seine umfangreichen Erfahrungen aus Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft zur Umsetzung von Bürgerenergieprojekten. In seinem Vortrag “Energiewende und Kommune – In 3 Schritten zu mehr Teilhabe, Mitbestimmung und Akzeptanz” identifizierte er auf kommunaler Ebene die zentralen Stellschrauben für eine erfolgreiche Umsetzung. Goldhorn zeigte Ansätze auf, wie in Politik und Zivilgesellschaft die Akzeptanz für Erneuerbare-Energien-Projekte insbesondere durch eine umfassende Teilhabe steigern lässt. Als Beispiel führte er die Verpachtung von Dachflächen auf öffentlichen Gebäuden an örtliche Bürgerenergiegenossenschaften oder die Vernetzung lokaler Energieanlagen mit der örtlichen Infrastruktur wie Schulen oder Schwimmbädern an.
Die zentrale Botschaft der Veranstaltung war klar: Die Energiewende hält großes Wertschöpfungspotenzial bereit. Um dieses langfristig vor Ort zu sichern, sollten sich die kommunale Politik und Zivilgesellschaft vernetzen und schnell ins Handeln kommen. Darüber hinaus konnten Erkenntnisse zu der Frage gesammelt werden, was der ländliche Raum für eine erfolgreiche Energiewende braucht und was der Bund tun kann, um dabei zu unterstützen.
Die im Rahmen der Veranstaltung gezeigten Folien der Referenten finden Sie hier:
Weiterführende Materialien zur Information, die im Rahmen der Veranstaltung genannt wurden, finden Sie hier: